Das große Grübeln

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Zeichnung von 2006: Wenn in meinem Kopf ein Dilemmakrieg herrscht

An manchen Tagen bin ich nicht zu gebrauchen. Das sind die Tage, an denen mein Kopf sich verhält wie eine Gewitterwolke. Es herrschen Spannungen, die weit über dem messbaren liegen. Viel schlimmer ist aber: ich kann einfach nicht hineinschauen. Meine Gedanken schießen kreuz und quer durch meine Gehirnwindungen und wollen sich einfach nicht deklarieren lassen. Leuchten wie Blitze kurz auf um dann wieder im Nichts zu verschwinden und nichts als Ladung und elektrische Unordnung zu hinterlassen, die nur darauf wartet sich wieder zu entladen.

Ich frage mich zunehmend, ob dies mentale Overloads sind. Seitdem ich Asperger Autismus im März 2015, mit 24 Jahren, diagnostiziert bekam wurden diese Spannungen besonders in Bezug darauf unerträglich. So viel was sich erklären ließe. Aber die Worte mögen sich nicht formen.

An solchen Tagen tut es schon weh überhaupt wach zu sein. Ich bin hin und hergerissen zwischen Gedanken sortieren und Gedanken ignorieren. Alles, damit ich einfach sein kann wie alle anderen. Meinem Studium nachgehen kann, einen Text verfassen kann, mir etwas zu essen machen kann, duschen gehen kann.

Oft sitze ich dann stundenlang starr da und rattere diverse unproduktive Routinen durch: vor dem Computer sitzen und sich ziellos durch eine Seite klicken ohne sie überhaupt wahrzunehmen. Mit dem Handy Apps auf und zu machen nur um das Dashbord von Instagram nach 3 Sekunden erneut zu laden obwohl sich in der Zwischenzeit nichts getan hat. Fotos, Dinge aller Art ordnen. Muster und Strukturen in meinem Zimmer, auf Webseiten oder sonstwo wie besessen betrachten. Oder ich sitze einfach nur da und tue nichts. Außer gedanklich mich im Kreis zu drehen.

Und dann ist da das Verstehen. Dieses Gefühl mit diesem Grübelknäuel, wie man es treffend beschreiben könnte, da es sich mit zunehmender Anstrengung immer schlechter entwirren lässt und von außen keinen Einblick in die Struktur gewährt, komplett alleine und abgeschottet zu sein. Der Versuch von außen zu beschwichtigen würde das Knäuel mit einem Schlag noch mehr verwirren lassen, statt ein Gefühl von Erleichterung zu geben. Ich ersinne zunehmend Verbindungen zu meiner Vergangenheit seitdem ich dies als mentalen Overload klassifizieren kann. Damals war ich 16. Ich habe ein Jahr in verschiedenen stationären Kliniken verbracht und neben psychotischen Episoden allerlei lustige Diagnosen bekommen, die aber alle mehr schlecht als recht waren. Meine Grübelzwänge waren damals derart intensiv dass ich mutistisch wurde, körperlich in eine Komplettstarre verfiel und Muskel aufs intensivste angespannt waren. Man gab mir Medikamente gegen Epilepsie und Seroquel, um mit mir arbeiten zu können.

Die Brücke ist geschlagen. So vieles erklärt sich. Dennoch finde ich keine Ruhe. Jeder Versuch einen Text zu schreiben fühlt sich an wie eine lächerliche Farce. Es IST nicht möglich dieses Gedankenwirrwarr ausreichend in menschlicher Sprache zu erfassen. Das einzige, was als Vergleich dafür herhalten könnte wäre Schrödingers Katze. Meine Gedanken sind weder das, noch das. Sie sind einfach nicht fassbar aber wollen es doch so dringend. Ich bin mal wieder mental overloaded, und ich wüsste nichts was ich dagegen tun könnte.

3 Kommentare zu “Das große Grübeln

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