Ich bin ein radikales Neutrum

Ich bin keine Feministin. Ich bin nicht bereit, mich mit einem Wort betiteln zu lassen, was in einer emotional vergifteten Gesellschaft ständig mit einem negativen Unterton versehen wird und impliziert dass ich auf einer subjektiven Seite stehe und immer nur schwarz weiß denke. Aber ich vertrete eine ganz konkrete und sachliche Ansicht was Geschlechter angeht. Und die ist: Sexismus ist alltäglich, und zwar so gut wie nur bei Frauen.

Jetzt werden viele aufschreien. Ja, bei Frauen. Wie kommt die dazu so etwas zu sagen? Die soll zurück an den Herd. All die Männer die im Krieg ihren Kopf lassen. All die Männer, die im Kindergarten gedemütigt werden weil sie Erzieher sind. All die Männer die schief angeschaut werden sobald sie einen Kinderwagen schieben. Sei doch froh dass Dir die Tür aufgehalten wird! Dass du keine körperlich und/oder geistig anspruchsvolle Arbeit tun musst wie es von uns Männern erwartet wird! Undankbares Weib. 

Zuerst einmal: Ich habe nie behauptet dass daran nur Männer Schuld haben. Ursprünglich (irgendwann muss die Misere bei Adam und Eva ja mal angefangen haben) ja, aber alles danach haben Frauen mindestens genauso zu verantworten mit ihrer Rückgratlosigkeit und Feigheit davor, die eigene Freiheit als intellektuelles Vorbild für die Menschheit zu sehen. Zudem bitte ich alle, die ab hier schon mit der Feministenkeule anfangen wollen, ersteinmal ein wenig Geschichte zu studieren. Es braucht eigentlich nicht einmal viel Geschichte um zu wissen, dass die Frau als Mensch seit Anbeginn der Menschheit als minderwertiges, dem Fortkommen der Rasse hinderliches Wesen angesehen wurde. Heute ist dies offensichtlich, zumindest was die Zeit um das Mittelalter anbelangt. Keine Mitspracherechte, kein Recht auf körperliche Unversehrtheit, Pflicht zur Prositiution, die Liste der Bedingungen, welche eine Frau zu leisten hatte um Teil einer funktionierenden Gesellschaft zu sein, sei es in einem religiösen, politischen oder einfach nur familiären Kontext, ist so unendlich wie die Gier derjenigen, die Macht über das vermeintlich schwache Geschlecht haben wollen. Ich halte dies auch für eine ganz plausible Tatsache, die sich mit biologischen Gegebenheiten erklären lässt. Mit der Voraussetzung (die für mich selbstverständlich ist, aber für die Schubladendenker unter den Lesern sag ich dies gerne noch einmal), dass es natürlich nie nur schwarz oder weiß, sondern immer Ausnahmen gibt, sind die hormonellen Unterschiede zwischen Mann und Frau natürlich eine logische Voraussetzung für verschiedene Prioritäten im Leben, verschiedene Arten Emotionen zu handeln und in der Folge verschiedene Verhaltensweisen und Rollen in der Gesellschaft. Aber sie sind keine Voraussetzung für die Ansetzung von zweierlei moralischem Maß. Und genau DAS passiert heute immer noch exakt genau so wie früher. Und das werde ich einfach nie, nie verstehen, da Geschlechter für mich nur zwei Gegensätze sind, die genau so gut auch Mitteltöne zulassen und Mischformen, und verdammt noch mal ab Werk (Natur) keinerlei Wertung unterliegen!

Natürlich gibt es auch Sexismus bei Männern. Aber wenn man bedenkt, wie weit die Diskriminierung der Frau geschichtlich nun schon zurückreicht und wie subtil diese im Alltag geworden ist, ist es unerheblich. Es ist vielmehr ein Schrei, die logische Antwort auf so viel Ungerechtigkeit. Natürlich trifft das unter Umständen unschuldige Männer, die keinerlei Vorurteile und Klischees hegen. Wobei ich kaum glaube, dass es solche Männer auf dieser Welt gibt, und wenn ja, dann sind sie nicht mutig genug, das Wort zu erheben. Denn hier geht es nicht nur um Frauen. Es geht um OBJEKTIVITÄT.

Diskriminierung ist heutzutage noch besser getarnt als je zuvor. Scheinheilig, als Kompliment, als Beschwichtigung, z.B. jemand ist nur eine Hausfrau, dabei ist die Erziehung psychisch und physisch gesunder Kinder das Allerwichtigste dem sich unsere Menschheit zu widmen hat, was viele Frauen aber lieber auch zugunsten einer propagandistisch aufgewerteten „Karriere“ abwerten – und Frauenrechtler meinen, es wäre eine Aufwertung der Würde, wenn die Frau sich nicht mehr um die Kinder und das Haus kümmern müsse… Es ist eine Qual für mich mit anzusehen, wie Frauen und auch Männer, die etwas gegen die moralische Willkür zwischen Geschlechtern tun wollen, an der völlig falschen Stelle ansetzen und sich dabei kapitalistischem Machtgelüsten beugen, denn die wollen es doch: Teilen und Herrschen, und möglichst viele neue Arbeitskräfte! Bleib zuhause als Beleidigung statt als Privieg. Sklave von Riesenkonzern X als Privileg statt als Sklaverei. Mehr Geld? Ihr habt doch nicht verstanden was im Leben wirklich wichtig ist! Seit dem Mauerfall, nein seit den 20ern wird doch Materialismus mit Menschenrecht und -würde verwechselt und daraus folgt natürlich dass Frauen arbeiten dürfen sollten, damit sie schön auch das Paradies des Materialismus erreichen! Zum Thema Kapitalismus schreibe ich ein andernmal mehr.

Oder auch Diskriminierung als „Schutz der Schwachen“; als Frau hast du ja schließlich nicht so viel Kraft wie Männer… als biologische Gegebenheit, Frauen sind eben den Trieben der Männer unterworfen.. Man kann ihnen diese nicht absprechen, daher müssen Frauen sich dem anpassen… aber das allerschlimmste: die Frauen lassen sich schwarenweise darauf ein! Als Frau hinterfragst du heute nicht mehr, warum gerade bei dir dieses rötliche Stück Haut, welches bei beiden Geschlechtern vorhanden ist (auch „Nippel“ genannt) nicht gezeigt werden darf. Warum du gerade eine Hure bist wenn du sexuelle Erfahrung sammelst, der Mann jedoch ein gefeierter Held. Warum du kein Auto- oder Fleischliebhaber sein darfst, aber Schuhe und Taschen für dich eigentlich bestimmt sind, weil du nicht mehr kannst als ständig nur Dinge schön finden und kaufen kaufen kaufen. Ja, das denken doch die meisten Männer. Sie denken auch, Frauen sind dumm, nicht intelligent, können nicht analytisch denken, sind der Wissenschaft nicht dienlich, dem Fortschritt. Wir sehen ja, was passiert, wenn die Welt von einer Elite aus profitgeilen Männern regiert wird, die ihren Profit, generiert durch ihr Testosteron, stolz auch zur Schau stellen dürfen, und unwissende Soldatensklaven in den Tod schicken, während sie ihnen dies als die wahre Männlichkeit verkaufen. Die Welt wird unbarmherzig. Schnelllebig. Nur der, der den Dicksten Penis Muskel hat, gewinnt, darf sich zeigen, darf entscheiden, hat persönliche Freiheit. Und Frauen fügen sich bereitwillig, um ein bisschen was von materiellen Ruhm und vom Ansehen abzubekommen.. siehe diverse Politikerinnen, Ehefrauen, Gespielinnen des Kapitalismus.. aber Frauen direkt an der Spitze? Da wo die meiste Macht ist? Fehanzeige. Was ist eigentlich die Spitze? Na, die, die über das meiste Geld entscheiden. Ist doch logisch.

Eben sah ich wieder zum x-ten Mal ein Beispiel im Fernsehen, wo ich das Gefühl hatte, dass ich die einzige bin, der diese Unlogik, diese Ansetzung von zweierlei moralischem Maß, die beim Behandeln von zwischengeschlechtlichen Themen betrieben wird, auffällt. Es war eine Doku über eine Königin, die in einer Zeit lebte wo es Schaffott, Folter und ähnlich grausige Dinge noch gab. Die Doku behandelte einige Gerüchte darüber sie sei ihrem König fremdgegangen und die Hinrichtung ihrer Person, die darauf folgte. Das an und für sich kenne ich ja zu genüge. Was mich viel mehr schockierte, waren die Kommentare diverser „Experten“ und Historiker. Es gab im großen und ganzen zwei Lager, welche geschlechtlich ausgeglichen waren: Das eine Lager postulierte, sie habe eben eine Sünde begangen, sie habe tatsächlich Ehebruch begangen und es war nunmal eine Konsequenz, dass sie hingerichtet wurde. Allein das bringt mich ja schon zum kochen. Viel schlimmer aber das andere Lager: Dieses beschwichtigte, das alles sei ein Komplott gewesen. Man habe ihr diese Taten untergeschoben um sie vom Königsthron zu stürzen. Und da fängt der Ekel an in mir hochzusteigen. Mit dieser Einstellung vertritt man gleichermaßen die Meinung, eine Frau, die sexuell andere Wege geht, überhaupt auch nur daran denkt eigenständige Wege zu gehen, sei unausdiskutierbar unwürdig und böse. Ganz egal, was für Zwänge im Königshof geherrscht haben. Ganz egal, wie wenig Mitspracherecht sie hatte, wie schlimm der Druck vielleicht war, der zu Leidensdruck führt, und Leidensdruck insbesondere in Form von räumlicher und körperlicher Einengung führt – wenn man einigermaßen empathisch (was mir paradoxerweise als Autistin besser zu gelingen scheint ohne dabei  in dümmliche subjektive Sichtweisen zu fallen)    nachdenkt weiß man das – ganz klar zu Handlungsimpulsen. Ganz egal, wie wenig Entscheidungsgewalt sie eventuell über ihren eigenen Körper hatte, der ja noch heute als von einer Frau „freigegeben“ zum sexuellen Verkehr angesehen wird sobald sie sich auch nur etwas luftiger anzieht weil es warm ist, nur einmal umarmen lässt, auch nur anschauen lässt. Sie verunglimpfen einen Menschen, der, ganz gleich ob Mann oder Frau, IMMER Gründe für sein Handeln hat, von Haus aus, indem sie sagen: „Das kann sie nicht getan haben. Nein. Das wurde ihr untergeschoben. Eine derartige Sünde, das kann sie nicht getan haben.“ Sie gehen keinen Schritt raus aus ihrer subjektiven Einstellung. Hin zu einer Einstellung, in der jeder Mensch Gründe für sein Verhalten hat. Körperliche Unversehrtheit. Und dies vorallem nicht rechtfertigen muss.

Ich empfinde Hass gegen diese Art Ungerechtigkeit, aber nicht weil ich eine Frau bin. Die Tatsache dass ich eine bin und mich gesellschaftskonform verhalten muss, Vorurteile ertragen muss, als Feministin bezeichnet werde weil ich vorgefertigte Gesellschaftsrollen zugunsten der geistigen Freiheit des MENSCHEN (NICHT der Frau) hinterfrage, das tut weh ja. Und das führt nur noch zu mehr Hass.